Wie kommt der Windstrom von Emden an der Nordsee nach Osterrath ins Rheinland? Im Bürgerdialog stellt der Stromnetzbetreiber Amprion verschiedene mögliche Erdkabel-Trassenkorridore für die Gleichstromverbindung A-Nord der rund 300 km langen Strecke vor. Dazu ist derzeit ein Info-Mobil des Unternehmens unterwegs und machte auch in Ochtrup Halt. Gemeinsam mit dem Ochtruper SPD-Fraktionsvorsitzenden Vincent ten Voorde und Vorstandsmitglied Werner Helling informierte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Arndt-Brauer bei Jonas Knoop, Sprecher für die Projektkommunikation bei Amprion.
Verschiedene Trassenkorridore wurden ausgearbeitet – berücksichtigt wurden dabei die Hinweise von betroffenen Bürgern, Kreisen und Kommunen. Auf diese Weise fanden die regionalen Gegebenheiten, etwa aus dem Bereich des Gewässer- und Naturschutzes Eingang in die Planung. Amprion favorisiert die westliche Variante: Von Emden kommend führt sie ins westliche Münsterland nahe der niederländischen Grenze bei Ahaus, östlich an Stadtlohn, Südlohn und Borken vorbei in Richtung Rees am Rhein, ehe der Vorzugskorridor im Raum Meerbusch-Osterrath, nahe Düsseldorf endet. Die Umsetzung der östlichen Variante, von der Ochtrup gegebenenfalls betroffen wäre, schließt Amprion hingegen derzeit aus – einige Argumente sprechen gegen diese Option. „Die letzte Entscheidung trifft allerdings die Bundesnetzagentur“, verdeutlichte Sprecher Knoop.
Die Sozialdemokraten ließen sich von Knoop auch die Umsetzung näher erläutern. Auf freier landwirtschaftlicher Fläche beansprucht der Bau der Kabeltrasse eine Breite von ca. 35 Metern. Der Boden wird Schicht für Schicht abgetragen und sortiert auf einzelnen Mieten neben dem Graben gelagert. In zwei Metern Tiefe werden dann die Leerrohre für die Kabel verlegt, die später etappenweise eingezogen werden, um dann den Boden wieder zu verfüllen. Wo diese offene Bauweise nicht umgesetzt werden kann, greift man auf andere Verfahren zurück. Das richtet sich wiederum nach der Beschaffenheit des Bodens und der Streckenlänge. Um im Störungsfall einem kompletten Leistungsverlust zu vermeiden, werden in der Variante Nord gleich zwei Systeme mit je drei Kabeln verlegt, die in unterschiedlichen Gräben liegen. Ein Totalausfall werde dadurch verhindert, versicherte Knoop auf ausdrückliche Nachfrage von Arndt-Brauer.
2021/2022 will Amprion mit dem Leitungsbau beginnen, während die Inbetriebnahme laut Knoop für 2025 geplant ist. Davor müssten jedoch nicht nur alle Genehmigungsverfahren überwunden werden. Auch mit den Flächeneigentümern muss über die Nutzung des Bodens verhandelt werden. Schon im März soll das Genehmigungsverfahren beginnen, wenn der Stromnetzbetreiber seine Pläne bei der Bundesnetzagentur einreicht. Das Genehmigungsverfahren dient auch dem Zweck, die Betroffenen anzuhören: die sogenannten Träger öffentlicher Belange, wie auch private Eigentümer, können bei Antragskonferenzen ihre Stellungnahmen vortragen. „Alle Beteiligten haben dann noch die Möglichkeit, Bedenken zu unserer Planung zu äußern“, machte Knoop klar. Die Menschen vor Ort seien von Anfang an eng eingebunden worden, so der Amprion-Sprecher weiter. Das bestätigt auch Arndt-Brauer, die das Projekt schon länger begleitet – und dies auch weiterhin tun wird.